Laut - bunt - süß: Das ist Indonesien!

Dienstag, 5. Oktober 2010

Vom Frust zur Lust


"Was soll ich überhaupt in diesem Land?", diese Frage stellte ich mir immer wieder, als ich in der Nacht vom 23. auf den 24. September vom Flughafen in Jakarta nach Bandung zurückfuhr, nachdem ich mich von Patcy verabschiedet hatte. Es war nicht nur ein tiefer Abschiedsschmerz von meiner geliebten Tochter, sondern auch ein Ausdruck von "Kulturschock", der mich in der Woche zuvor bereits ereilt hatte. Es traf irgendwie alles zusammen.

Die Entdeckung, dass in dieser 2,8 Millionen Stadt kulturell so rein gar nichts los ist, hatte mich nämlich ziemlich enttäuscht. Im größten "Tourist Information Center" der Stadt herrschte gähnende Leere! Ich hatte gehofft, mir von dort eine Tasche voller Prospekte mitnehmen zu können, um in Ruhe die ganze Palette an Sehenswürdigkeiten, Stadtführungen, Theater-, Konzert- und sonstigen Aufführungen studieren zu können. So wie wir es halt von unseren "Tourist Informations" in Europa kennen, wo man von der Prospektfülle förmlich "erschlagen" wird. Und hier? "Tourist Information Center" stand zwar in großen Lettern draußen angeschrieben - aber wo waren die Informationen drinnen? Das "Center" präsentierte sich als ein fast leerer Raum mit einem großen Thresen in der Mitte, hinter dem dann jemand "auftauchte":
Was ich denn wolle?
Na ja, Informationen halt, was in Bandung so los ist, Prospekte, Anzeigen, Werbung mitnehmen.
Wofür ich mich denn interessiere?
Für alles! "Are there any concerts for example? Some classical music?" versuchte ich mein Ansinnen zu konkretisieren.
"Concerts???" Fragender Blick seinerseits, als ob ich von einem anderen Stern käme. "No, we don't hap!" Das "f" bzw. "v" können viele Indonesier nicht aussprechen.
Auf meine Frage, es müsse doch etwas typisch Indonesisches geben, kam er dann auf die Idee, mir ein "Angklung-Konzert" zu empfehlen, was in der Tat typisch indonesisch ist. "Angklungs" sind aus Bambus gebaute Instrumente, auf denen man jeweils nur einen Ton spielen kann. Damit überhaupt eine Melodie zustande kommt, braucht man also mehrere Spieler. Nicht selten sind in einem Orchester über 30, manchmal bis zu 100 Spieler! So ein Orchester war im Gottesdienst am Sabbat zuvor in der Universitäts-Gemeinde aufgetreten. Hört sich sehr beeindruckend an!

Wenn ich eben meine Enttäuschung zum Ausdruck brachte, dass hier kulturell gar nichts los sei, so stimmt das natürlich nur eingeschränkt. Ein "Angklung-Konzert" ist Ausdruck höchster Kultur! Auf was für eine Geschichte dieses Instrument zurückblicken kann, wird sehr interessant auf "Wikipedia" beschrieben!

An meinem Besuch im "Tourist Information Center" wird vielleicht deutlich, dass man an diese Gesellschaft nicht mit unseren Vorstellungen herantreten kann und darf. Das meine ich keineswegs abwertend! Wenn man sich mit ständigem Vergleichen beschäftigt, was man hier im Vergleich zu Deutschland NICHT hat, wie ich es getan habe, dann ereilt einen dieser "Kulturschock" halt sehr schnell. Vielmehr bin ich im Laufe der letzten Tage dazu übergegangen, mir die Vorzüge dieses Landes bewusst zu machen, was es hier an Schönem gibt. Und das ist sehr, sehr viel! Doch davon in meinen nächsten Blogs mehr.

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