Sumba (südlich von Sumbawa, Komodo und Flores) gehört zu den ärmsten Regionen Indonesiens. Es liegt etwa 50 Flugminuten in östlicher Richtung von Bali und gehört zu den Kleinen Sunda-Inseln in der indonesischen Provinz Nusa Tenggara Timur.
Nicht nur geographisch liegt es im Abseits, sondern auch wirtschaftlich und kulturell. Der Boden in Sumba besteht überwiegend aus porösem Kalkstein (Karst). Dort, wo die Humusschicht zu dünn ist, versickert das Wasser sofort. Das heißt, dass das, was angebaut wird, oft während der langen Trockenzeit auf den Feldern verdorrt oder von Ungeziefer und Heuschrecken noch vor der Ernte vernichtet wird. Wassermangel und Hungersnöte sind die Folge.
Sanfte Hügel-Landschaft in West-Sumba |
In den Dörfern und um sie herum findet man Megalithgräber |
Warum ausgerechnet Sumba?
Schon gleich zu Beginn meines Aufenthaltes hier in Indonesien lernte ich im Oktober 2010 Christiane P. kennen, mit der mich inzwischen eine herzliche Freundschaft verbindet. Sie lebt schon seit einigen Jahren in Indonesien und erzählte mir viel von dem Frauenprojekt, das sie auf Sumba gemeinsam mit indonesischen Schwestern des katholischen Ordens „Schwestern der Liebe vom Kostbaren Blut“ (ADM) aufgebaut hat und betreut. In Deutschland unterhält sie Kontakte zum Frauenmissionswerk (PMF) im Bistum Münster. Bei den regelmäßigen Aufenthalten in ihrer Heimatstadt Lüdinghausen informiert sie Frauengruppen in der Region über den Fortschritt des Frauenprojekts auf Sumba und wirbt dabei Spendengelder ein, mit denen sie den Bau des neu gegründeten Frauenzentrums in Tambolaka finanziert.
Nach Tambolaka geht also die fünftägige Reise, gemeinsam mit Elke S., der Frau des Evangelischen Pastors der Deutschsprachigen Gemeinde in Jakarta. Christiane P. holt uns vom Flughafen Tambolaka im Westen Sumbas ab. Nun ist unser Reise-Trio für die folgenden fünf Tage (16.-21. März 2012) komplett.
Wir sind im neuen Frauenzentrum in Tambolaka untergebracht, das im Oktober 2010 eingeweiht wurde. Äußerlich passt sich die eigenwillige Dachkonstruktion der typisch sumbanesisch-traditionellen Bauweise an, doch das Innere des Gebäudes ist mit zwei Lichthöfen sehr hell und modern, aber schlicht gehalten.
Das neue Frauenzentrum in Tambolaka |
Sr. Udis zeigt uns Erdnusspflanzen |
Ein erster Rundgang durch das Gebäude zeigt uns die vielen Möglichkeiten, die dieses Frauenzentrum bietet: Hier stehen Webstühle, Nähmaschinen, eine Lehrküche mit modernen Herden und Öfen ist vorhanden, es gibt Multifunktionsräume, die sich für die Bewirtung größerer Gruppen eignen sowie mehrere Gästezimmer.
Das Konzept, das die Ordensschwestern mit diesem Frauenzentrum verfolgen, hat sich über die Jahre entwickelt und sieht folgendermaßen aus: Schon seit 15 Jahren fahren die Schwestern wöchentlich in die entlegenen Dörfer und bieten speziell den Frauen dort kurz- oder längerfristige Weiterbildungsangebote an (Einhaltung von Hygienemaßnahmen, Familienplanung, Schulung in Ackerbau und Viehzucht, Anbau von Sojabohnen und deren Verarbeitung zu Tofu und Tempe usw.). Mit der Fertigstellung des Frauenzentrums können diese Kurse nun vor Ort in Tambolaka stattfinden. Die Idee ist, speziell junge Frauen zu motivieren, sich für ein halbes Jahr in das Frauenzentrum zu begeben bei freier Kost und Logis sowie einem Taschengeld und dafür in dieser Zeit im Kochen, Weben, Schneidern, Nähen und anderen nützlichen Fertigkeiten ausgebildet zu werden, um dann entweder als Multiplikatorinnen in die Dörfer zurück zu kehren oder aber ihr eigenes „business“ aufbauen zu können.
Zwei solcher jungen Frauen wohnen schon dort und eine dritte (Ilona) kommt täglich mit ihrer jüngsten Tochter Linda von außerhalb, um ihre Fertigkeiten im Nähen zu verbessern und sich als Witwe und Mutter von vier Kindern ein Gehalt zu verdienen. Sobald die Kurse anlaufen, soll sie als Lehrerin eingesetzt werden, um ihre Fertigkeiten an die „Neuen“ weiter zu vermitteln.
Wie dringend notwendig diese Weiterbildungsangebote für die Frauen in den entlegenen Dörfern sind, machen uns Besuche dort eindringlich klar!
Die ersten, die unsere Ankunft bemerkt haben |
Wir werden neugierig beäugt |
Rote Zähne, blutroter Mund: Auch diese junge Frau hat sich schon dem Genuss der Betelnuss ergeben |
Manchmal sieht man Frauen Körbe flechten oder sie beschäftigen sich mit der Herstellung eines Sarong (Technik „Ikat“). Noch vor dem Weben entsteht durch das wiederholte Abbinden und Einfärben von Fadenbündeln ein Muster, das die Mythologien, das Leben und das Denken der Menschen in den eingewebten Symbolen widerspiegelt. Die Stoffe werden zum Einwickeln der Verstorbenen und als Geschenke zur Geburt und Hochzeit verwendet. Die handgewebten Stoffe sind bei den Besuchern inzwischen aber auch begehrte Souvenirs geworden.
Der Kinderreichtum ist bemerkenswert! |
Hier befinden sich die Megalithgräber in der Mitte des Dorfes |
So auch hier |
Zum Schluss unseres Aufenthaltes auf Sumba verbrachten wir zwei Tage im Cottage-Hotel des deutschen Architekten Lukas Wünsch und seiner florinesischen Frau Franziska am „Oro-Beach“ in Tambolaka. Ein idealer Ort, um an dem unberührten, weißen Sandstrand lange Spaziergänge zu unternehmen oder im gemeinsamen Gespräch die intensiven Erlebnisse der letzten drei Tage zu ordnen und zu verarbeiten.
Das Cottage-Hotel am "Oro-Beach" |
Kilometerlange unberührte Strände - herrlich! |
Sehr interessanter Einblick.
AntwortenLöschenJa, liebe Brunhild, es ist schön, deine Erzählungen jetzt noch mit Bildern ausgeschmückt zu finden. Eine sehr interessante Reise! Liebe Grüße von Heike
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